Autorin: Annalia Bodeo, Schweizer Freiwillige bei Consciente El Salvador, Januar – Juli 2018 (SCI Schweiz)
Übersetzt von: Sales Hollinger (Link zur spanischen Version)
Ich erinnere mich noch an den Tag, als mir gesagt wurde, dass es in El Salvador ein ausgezeichnetes Projekt mit engagierten jungen Menschen und Träumer*innen gebe, die die soziale Realität durch die Vermittlung von kritischer und kreativer Bildung verändern wollen. Dadurch soll die lokale Jugend für die sozialen Probleme und Herausforderungen sensibilisiert und ein kritisches Bewusstsein geschaffen werden, das es ihnen ermöglicht, eine bessere Gesellschaft zu gestalten. Am Tag vor meiner Abreise war ich sehr aufgeregt und motiviert. Hier stand ich nun, allein mit meinem Rucksack und voller Lust auf Abenteuer – bereit, eine neue Sicht auf die Welt zu erhalten. Ich wollte wachsen, lernen und teilen. Ich wollte all mein Wissen und mein Wesen weitergeben, um den von Consciente El Salvador eingeschlagenen Pfad weiter zu gehen und neue Samen der Hoffnung zu säen.
Ich hatte schon einiges von El Salvador gehört. Dennoch wusste ich vor meiner Ankunft kaum etwas über dieses wunderschöne Land. So liess ich mich jeden Tag überraschen von seiner Kultur und seinen Menschen, seiner Natur und seinem Essen, seinen Werten, Bräuchen und Traditionen.
Januar: Begegnungen, Neuheiten – eine ganze Welt, die es zu entdecken, zu leben gilt. Die Eingliederung in das Arbeitsteam von Consciente; das täglich wachsende Lächeln; die Begegnung mit vielen jungen Menschen. Ich fand schnell meinen Platz, mein Zuhause, meine Familie, bei der ich mich wohl fühlte. Dank dieser jungen Menschen fiel es mir leicht, in die Realität von Morazán einzutauchen und die ganze Komplexität einer fremden Kultur mit ihrer Geschichte, ihren Werten und Bräuchen zu entdecken. Diese Erfahrung war faszinierend und erlaubte es mir, die Anthropologie, die ich ja studiert hatte, aus einer ganz anderen Perspektive zu erleben. Dank Erfahrungen wie dieser werden Horizonte und Grenzen aufgelöst und die Augen lernen, die Realität auf eine andere Weise zu sehen.
Februar: Es folgten Entdeckungen aller Art: gastronomische, geografische, menschliche und insbesondere solche zu meiner Rolle als Freiwillige bei Consciente. Darunter waren Begegnungen und handfeste Gespräche mit ehemaligen Guerilla-Kämpfer*innen, mit Frauen, die täglich unter der Kultur des Machismo leiden, und mit jungen Menschen mit einer schwierigen Vergangenheit – das war nicht immer leicht zu verdauen. Ich hörte diesen Menschen zu, die mir Erfahrungen ihres Lebens anvertrauten, die schwer zu meistern sind und einer entsprechend grossen Aufmerksamkeit verdienen, und fühlte mich ihnen sehr nahe. Ein Lächeln, eine Umarmung und ein fester Blick in die Augen. Aber warum so viele Barrieren, so viele Grenzen? Ich habe sofort gelernt, dass es keine Grenzen gibt. All diese Begegnungen haben mich tief beeindruckt. Angesichts der Ungerechtigkeiten eines dysfunktionalen Systems gibt es Empörung und kritisch denkende junge Menschen voller Energie und guter Absichten, voller Freude und Lebensgefühl. Für meinen Teil habe ich mich bemüht, meinen Aufenthalt zu einem Samenkorn des großen Baumes von Consciente werden zu lassen, der stetig wächst und mit der Zeit Früchte tragen wird.
Ich hatte nun auch allen Grund, mich zu engagieren und dabei zu helfen, ein Zeichen zu setzen im Kampf für sozialen Wandel den Aufbau von Wohlfahrt in der salvadorianischen Gesellschaft. Denn aus dem, was ich erlebte und beobachtete, aber auch aus den Erzählungen junger Menschen wurde mir bewusst, dass meine Hauptaufgabe darin bestehen würde, mit und für die Jugendlichen von Morazán, vor allem jene aus der Umgebung von San Francisco Gotera, zu arbeiten. Nun habe ich diesen Traum verwirklicht: Ich habe ein Projekt ins Leben gerufen, und dank der Unterstützung vieler junger Menschen konnten wir bereits mit der Arbeit beginnen. “Recre/accion” sollte einen Raum bieten für Begegnung und Austausch, für Unterhaltung, Freizeit, Sport und Entspannung, für kreative Aktivitäten und eine Zusammenarbeit, bei der Respekt und Geschlechtergleichstellung höchste Priorität geniessen. Bei all diesen Aktivitäten sollen die Bewusstseinsbildung und die Pflege einer kritischen Sicht auf die soziale Realität, schliesslich auch die Gewaltprävention im Vordergrund stehen. Nach und nach wurde die Idee konkretisiert und in die Praxis umgesetzt. Heute treffen sich jeden Samstag motivierte junge Menschen im Jugendzentrum INJUVE und schlagen Aktivitäten vor. Es erfüllt mich mit einer riesigen Freude! Ein Wassertropfen in einem Ozean, in dem es viele andere Tropfen gibt, die zusammen einen Unterschied machen können.
März: Im März hatte ich die Möglichkeit, als internationale Wahlbeobachterin zu amten, und während dieser Erfahrung erweiterte sich mein Horizont beträchtlich: Orte, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie in El Salvador geben könnte, Natur, Menschen, die in NGOs engagiert sind, politische Parteien, die sich sozial für den Umweltschutz und die Verteidigung der Menschenrechte einsetzen. Ich sah die Bemühung vieler Menschen, ein El Salvador zu schaffen, das für das Wohlergehen seiner gesamten Bevölkerung da ist. Warum dürfen einige so reich sein, während andere nicht genug zu essen haben? Warum ist die Frau immer noch diesem patriarchalischen System unterworfen? Warum gibt es so viel Korruption? Wo bleiben die Rechte der Frauen und Männer, der Jugendlichen, der Mädchen und Jungen? Fragen, die schwierig zu beantworten sind…. Ich entschied, dass ich die Antworten mit der nötigen Zeit finden würde und dass ich sie durch meine Freiwilligenarbeit bei Consciente und vor allem in meinem täglichen Leben mit Freunden und Menschen, die ich getroffen habe, in konkrete Handlungen umsetzen würde.
Es kam der Internationale Frauentag: Als Frau und als Teil des Consciente-Teams gingen wir hin, um auf der Straße Rechte einzufordern und die traurige Realität von Gewalt, Femizid und mangelnder Rücksichtnahme in der Gesellschaft anzuprangern. „Rechte, die nicht verteidigt werden, sind Rechte, die verloren gehen.” Dies gilt jederzeit; es war, ist und wird wichtig sein, sich für diese Rechte einzusetzen, um sie zu erhalten.
April: Ich habe mir den Sonnenuntergang am Strand angesehen. Bei dieser Gelegenheit, angesichts der Schönheit des Meeres und der wilden Natur, bestätigte sich von Neuem die Gewissheit, dass El Salvador ein schönes Land sei – nicht nur wegen seiner Natur, sondern vielmehr wegen der Herzen seiner Bewohner*innen. Ein Freund sagte mir, dass die Menschen hier von Hoffnung und Träumen leben, die sie jeden Tag zu verwirklichen versuchen. Die salvadorianische Bevölkerung, die ich getroffen habe, ist in der Tag großartig; dieses Land hat das Potenzial, aus dem Einfachen, dem Alltäglichen, dem Lokalen etwas Neues und Besseres zu erschaffen. Die meisten Menschen haben täglich viel zu kämpfen, doch sie tun dies mit einem unbändigen Feuer, das nie erlischt.
Ich war stets begeistert, tiefgründige Gespräche mit jungen Leuten zu führen, die schließlich gute Freunde von mir wurden. Sei es während meiner Arbeit im Büro oder der Vorbereitung von Workshops und anderen Aktivitäten, zwischen dem Besuch von Schulen und einer Partie Basketball, während eines Spaziergang in der Natur oder bei einem Lagerfeuer – wir teilen sehr viel miteinander. Niemand kann mir die fröhlichen Gesichter, das Lächeln und das Vertrauen nehmen, das mir jene Kinder, Jugendliche und Erwachsene schenkten, die ich auf meinem Weg kennengelernt habe und die mir so viele Fragen stellten, Witze machten und mir Geheimnisse anvertrauten – ein unvergleichlicher Reichtum.
Mai: Zwischen Italienisch-, Englisch- und Rechtschreibkursen haben wir alle viel gelernt, wir haben viel gelacht, wir haben uns konzentriert, und schliesslich haben wir es geschafft. Einmal mehr wurde mir auch bewusst, wie schwierig es war, die Rolle der Lehrerin zu übernehmen. Es war kein blosser Sprachunterricht, sondern eine Lehre über das Leben selber und ein Teilen unterschiedlicher Lebenswelten. Wir begannen, über teils schwierige und noch immer tabuisierte Themen zu sprechen. Ohne Angst und mit Zuversicht schafften wir es so, uns gegenseitig zu bereichern. Man hört nie auf zu lernen, nie.
Es gibt viele Arbeitsbereiche, die Consciente abdeckt, und das Leitmotiv „für eine kritische und kreative Bildung“ widerspiegelt sich jeden Tag in den Stipendien- und Bildungsprogrammen, dem Projekt “Portal Educativo” (CAL-IMPACT), den Bemühungen und der großartigen Arbeit des Teams und aller Kämpfer*innen für eine bessere Gesellschaft.
Juni: Noch nie in meinem Leben war die Zeit so schnell vorübergegangen. Ich denke, es war eine magische Zeit, in der wir starke Bindungen schufen, hart arbeiteten, Projekte ins Leben riefen, Lächeln pflegten und Träume wahr machten. Es war nicht einfach, sich zu verabschieden. Die Lebenswege trennen sich nach unterschiedlichen Richtungen, doch eines ist sicher: Ich habe meine Familie, meine Freunde, meine Aktivitäten, meine Lieblingsplätze, meinen Raum, mein Zuhause gefunden – und so habe ich einen Teil meines Herzens in El Salvador gelassen. Ich habe mich in die Natur und die Menschen verliebt. Sie fragen mich heutzutage: „Was hat dir an El Salvador am besten gefallen?“ Meine Antwort mag einfach erscheinen, aber sie geht sehr tief: Menschen zu begegnen, mit ihnen zu lernen und zu wachsen und all die wunderbaren Erfahrungen zu teilen – mit den Menschen El Salvadors mit ihren großen, demütigen Herzen. Vielen Dank an alle für dieses unglaubliche Erlebnis!
Ich bin Consciente und dem SCI (Service Civil International) sehr dankbar, dass sie es mir ermöglicht haben, eine so intensive Lebenserfahrung mit einzigartigen Farben und Geschmäckern zu erleben. Und ich bin wirklich fasziniert von der Arbeit, die Consciente weiterhin für das Departement Morazán und seine Bewohner leistet: eine unglaubliche Zusammenarbeit und Koordination zwischen der Schweiz und El Salvador, eine echte Familie! Wie Malala sagt: „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und eine Feder können die Welt verändern.” Bildung ist die einzige Lösung. Los geht’s!
Autorin: Annalia Bodeo, Schweizer SCI-Freiwillige bei Consciente El Salvador, Januar – Juli 2018
Hast du Lust, wie Annalia als Freiwillige nach El Salvador zu gehen? Mehr Informationen findest du hier:
Was das CAL-IMPACT-Projekt bisher bewirkt hat
/in Bildungsprogramm, CAL-IMPACT, Forschung/von Livia JakobWas ist das CAL-IMPACT-Projekt?
Zahlen zu CAL-IMPACT 2018
Evaluationsstudie mit der Universität Bern
Ausblick
Im Projektjahr 2019 wird der Zusatzunterricht mit den Schulkindern in einem ähnlichen Umfang weitergeführt: 129 Schulklassen an 28 Schulen werden am Projekt teilnehmen.
Jahresbericht 2018
/in Bildungsprogramm, Deutsch, Freiwilligenarbeitsprogramm, News, Projektbericht, Stipendienprogramm/von Livia JakobLiebe Freundinnen und Freunde
2018 war wieder ein ereignisreiches Jahr für Consciente und wir freuen uns, euch einen spannenden Projektbericht vorlegen zu können. Dank eurer grosszügigen Unterstützung konnten wir in El Salvador vielen Kindern und Jugendlichen neue Bildungsperspektiven eröffnen – und damit eine Chance auf einen Ausweg aus der Armut und auf ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben bieten.
Wir hoffen, dass wir auch dieses Jahr mit eurer Solidarität in Form von kleinen und grossen Beiträgen rechnen dürfen. Herzlichen Dank schon jetzt!
Nun wünschen wir euch viel Spass bei der Lektüre!
Herzliche Grüsse,
Euer Consciente-Team
Aus dem Leben von Glenda und Kelvin – Einblicke in das Stipendienprogramm 2018
/in Deutsch, Stipendienprogramm/von Livia JakobAutorin: Malin Frey
Seit 2014 bin ich mehrmals jährlich bei Consciente El Salvador zu Besuch und noch bringt jeder Aufenthalt neue, prägende Erlebnisse mit sich. Im Juli dieses Jahres war ich wieder einen ganzen Monat in Morazán, um das Team vor Ort zu unterstützen und mir für die Schweizer Vereinsarbeit persönlich ein Bild von den laufenden Projekten zu machen. Unter anderem hatte ich die Möglichkeit, einer Generalversammlung unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten beizuwohnen. Ich nutzte die Gelegenheit, persönlich mit ihnen zu sprechen. Es ist immer wunderbar, alte Gesichter wieder zu sehen – da dies bedeutet, dass sie dank unserer Patinnen und Paten erfolgreich studieren – und neue Gesichter zu entdecken – ein klares Zeugnis dafür, dass das Stipendienprogramm weiter gewachsen ist.
An diesem Anlass durfte ich auch Glenda kennenlernen. Sie lebt keine zwanzig Minuten vom Zentrum Goteras entfernt und doch in einer völlig anderen Welt. Die ärmliche Hütte aus Wellblech und Fundholz liegt gedrängt zwischen einer befahrenen Durchgangsstrasse und einem schmutzigen Rinnsal von Fluss in einem kleinen Aussenweiler hinter der Departements-Hauptstadt. Überall im und ums Haus liegen Verpackungen und Plastikflaschen, die zum vielseitigen Wiedergebrauch gesammelt werden. Alle Gegenstände werden hier so lange verwendet und ihrer ursprünglichen Funktion entfremdet, bis sie endgültig nicht mehr zu gebrauchen sind. Im Haus gibt es weder fliessendes Wasser noch Elektrizität; gekocht wird auf einem selbst gebauten Ofen unter einem Vordach, auf dem ein lustiges kleines Feuer tanzt. Glenda lebt dort zusammen mit ihrer kleinen Schwester, ihrer Mutter und ihrer Grossmutter. Ihr Vater, so erzählt die 18-jährige, habe ihre Mutter und die Familie verlassen. Dieses Schicksal teilt Glenda mit unzähligen anderen jungen Menschen im Departement. Die vier Frauen leben ohne geregeltes Einkommen und kommen mehr schlecht als recht über die Runden. So war nach der Schule klar, dass Glenda ohne externe Hilfe keine weiterführende Ausbildung würde machen können. «Es ist mein grosser Traum, ein Studium im Fach Medien und Kommunikation zu absolvieren», erklärt sie. «Erst dank der Hilfe von Consciente und der Unterstützung durch meinen Paten aus der Schweiz konnte ich meinem Traum ein Stück näherkommen und dieses Jahr ein Studium antreten.»
Als ältere Schwester eines mehr als zehn Jahre jüngeren Mädchens kennt Glenda den Umgang mit Kindern sehr gut. Wie viele junge salvadorianische Frauen in ihrem Alter kümmert sie sich mit ihrer Mutter und ihrer Grossmutter gemeinsam um die Erziehung und Aufsicht ihrer kleinen Schwester. Deshalb hat sie sich entschieden, auch während der Sozialstunden, die sie im Rahmen ihres Consciente-Stipendiums leistet, mit Kindern zu arbeiten. Während 180 Stunden im Jahr bietet sie in ihrer Freizeit Bastelstunden für Mädchen und Jungen in ihrer Gemeinde an. «Wir arbeiten mit Recyclingmaterialien, zum Beispiel mit leeren Plastikflaschen», erzählt Glenda stolz. Diese in jedem Haushalt massenhaft anfallenden Abfallmaterialien verwandelt Glenda mit den Kindern in nützliche oder hübsche Alltagsgegenstände und verleiht ihnen so ein zweites Leben. «Es gefällt mir sehr, mit den Kindern Zeit zu verbringen – das ist eine schöne Erfahrung.»
Auf die Frage, was sie sich für ihre Zukunft wünscht, sagt sie bescheiden: «Ich möchte mein Studium erfolgreich abschliessen, um eines Tages einer würdigen Arbeit nachgehen zu können. Und ich hoffe, dabei eine gebildete Person mit Prinzipien und Werten zu werden.»
Wie Glenda ist auch Kelvin seit Anfang dieses Jahres neu im Stipendienprogramm von Consciente und kann endlich seiner Leidenschaft für Physik im Rahmen eines Studiums nachgehen. «Mir gefällt alles, was mit der Umwelt zu tun hat! Ich möchte verstehen, wie unsere Welt beschaffen ist und wie alles funktioniert», erklärt er begeistert seine Studienwahl. «Ausserdem haben mir die Schulfächer Mathematik und Umwelt schon immer gefallen.»
Kelvin lebt im Gegensatz zu Glenda sehr weit von Gotera entfernt. Um ihn zu besuchen, muss man viel Zeit und gutes Schuhwerk mitbringen. Eine Strasse, die zum Haus führt, gibt es nicht. Nach einer mühseligen Fahrt muss das Auto geparkt werden, denn weiter geht es nur zu Fuss – auf Trampelpfaden, durch Weiden und über einen kleinen Fluss. Nach einem langen Fussmarsch kommt das Haus von Kelvins Familie in Sicht. Es ist wie viele bescheidene Behausungen in ländlichen Gegenden aus Lehm und Holz gebaut und hat ein Ziegeldach. Dort wohnt Kelvin mit seinen Eltern, seinen zwei Brüdern und einem Onkel. Vor dem Haus ist der Wassertank, wo auch gewaschen und gespült wird. Im Inneren des Hauses sorgen ein paar Tücher, die von gespannten Seilen hängen, für etwas Privatsphäre für die vielen Familienmitglieder. Kelvin zeigt stolz auf seinen Arbeitsplatz: Unter den Schulabschlussfotos von einigen Familienmitgliedern und ihren Diplomen hat er sich einen Tisch eingerichtet, den er für sich und seine Hausarbeiten von der Uni benutzen kann. Darüber sorgt eine Lücke im Dach für mehr Licht. «Meine Eltern haben immer alles für mich getan», bemerkt Kelvin ernst, «und ich möchte später als Berufstätiger meiner Familie helfen können und der Gesellschaft etwas zurückgeben.» Auch ein unverkennbarer Wissensdurst dringt im Gespräch mit Kelvin immer wieder durch. «Ich möchte meinen Bachelor beenden und danach gerne einen Master absolvieren – und, wenn möglich, doktorieren. Ich möchte mich im Bereich der Radiologie und Meteorologie spezialisieren und später hoffentlich einmal mein Wissen als Dozent weitergeben.»
Nicht weit vom Haus entfernt liegt Kelvins Projekt für die Sozialstunden: eine kleine Baumschule. «Ich pflanze Bäume, um die extreme Entwaldung in unserem Land zu bekämpfen. Ich weiss, dass ich nicht im grossen Rahmen etwas verändern kann, aber ich will wenigstens tun, was in meiner Macht steht.» Sein Gespür für die Natur und ein Händchen für Pflanzen mag Kelvin von seinen Eltern mitbekommen haben. «Wir sind eine Familie von Landarbeitern», sagt er. Doch gibt das Stückchen eigenes Land, welches sie zusammen bewirtschaften, gerade mal genug her für den eigenen Gebrauch. Einkommen gibt es in der Familie kaum, und so hat Kelvin beschlossen, sich für ein Consciente-Stipendium zu bewerben. Als Stipendiat von Consciente nimmt er auch am hauseigenen Programm für Nachhaltigkeitsbildung teil. «Ich habe viele schöne Erlebnisse gehabt mit den anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten. Ich kann nun zum Beispiel viel besser in Gruppen arbeiten und habe viel Neues gelernt. Vor allem aber habe ich tolle neue Freundschaften geschlossen.»
Weder Glenda noch Kelvin möchten sich ihre gute Ausbildung später zu Kopf steigen lassen, sondern sich selbst treu und der eigenen Gemeinde und Familie erhalten bleiben. «Ich möchte mir auch in Zukunft meine bescheidene Art erhalten; mich mit meinen Freunden treffen, an den Fluss gehen, Fussball spielen, wie in meiner Kindheit. Zwar hoffe ich, mich weiter zu entwickeln, doch ohne meine Wurzeln zu vergessen.»
Wie so oft hat mich die Begegnung mit den jungen Menschen des Stipendienprogramms sehr beeindruckt. Unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten haben ausnahmslos mit vielen Entbehrungen zu kämpfen und schaffen es dennoch, sich mit voller Kraft ihrem Studium und ihrer sozialen Verantwortung zu widmen. Ihre persönlichen Geschichten sind es, die mich stets motivieren und mir immer wieder vor Augen führen, warum wir uns bei Consciente engagieren. Wir wünschen ihnen allen viel Erfolg und sind stolz, sie auf einem Teil ihres Weges begleiten und unterstützen zu können.
Consciente-Stipendien:
STIPENDIUM FÜR TECHNISCHE AUSBILDUNG
50 CHF pro Monat
Dauer: 2-3 Jahre
STIPENDIUM FÜR HOCHSCHULAUSBILDUNG
100-150 CHF pro Monat
Dauer: 3-6 Jahre (Medizin: 8 Jahre)
TEILSTIPENDIEN
Beliebiger Betrag
ab 25 CHF pro Monat
6 Monate voller Leben – Projekte säen, Lächeln kultivieren, Verbindungen knüpfen, Träume wahr werden lassen
/in Aktiv werden, Freiwilligenarbeitsprogramm, SCI Freiwilligeneinsatz/von Livia JakobAutorin: Annalia Bodeo, Schweizer Freiwillige bei Consciente El Salvador, Januar – Juli 2018 (SCI Schweiz)
Übersetzt von: Sales Hollinger (Link zur spanischen Version)
Ich erinnere mich noch an den Tag, als mir gesagt wurde, dass es in El Salvador ein ausgezeichnetes Projekt mit engagierten jungen Menschen und Träumer*innen gebe, die die soziale Realität durch die Vermittlung von kritischer und kreativer Bildung verändern wollen. Dadurch soll die lokale Jugend für die sozialen Probleme und Herausforderungen sensibilisiert und ein kritisches Bewusstsein geschaffen werden, das es ihnen ermöglicht, eine bessere Gesellschaft zu gestalten. Am Tag vor meiner Abreise war ich sehr aufgeregt und motiviert. Hier stand ich nun, allein mit meinem Rucksack und voller Lust auf Abenteuer – bereit, eine neue Sicht auf die Welt zu erhalten. Ich wollte wachsen, lernen und teilen. Ich wollte all mein Wissen und mein Wesen weitergeben, um den von Consciente El Salvador eingeschlagenen Pfad weiter zu gehen und neue Samen der Hoffnung zu säen.
Ich hatte schon einiges von El Salvador gehört. Dennoch wusste ich vor meiner Ankunft kaum etwas über dieses wunderschöne Land. So liess ich mich jeden Tag überraschen von seiner Kultur und seinen Menschen, seiner Natur und seinem Essen, seinen Werten, Bräuchen und Traditionen.
Januar: Begegnungen, Neuheiten – eine ganze Welt, die es zu entdecken, zu leben gilt. Die Eingliederung in das Arbeitsteam von Consciente; das täglich wachsende Lächeln; die Begegnung mit vielen jungen Menschen. Ich fand schnell meinen Platz, mein Zuhause, meine Familie, bei der ich mich wohl fühlte. Dank dieser jungen Menschen fiel es mir leicht, in die Realität von Morazán einzutauchen und die ganze Komplexität einer fremden Kultur mit ihrer Geschichte, ihren Werten und Bräuchen zu entdecken. Diese Erfahrung war faszinierend und erlaubte es mir, die Anthropologie, die ich ja studiert hatte, aus einer ganz anderen Perspektive zu erleben. Dank Erfahrungen wie dieser werden Horizonte und Grenzen aufgelöst und die Augen lernen, die Realität auf eine andere Weise zu sehen.
Februar: Es folgten Entdeckungen aller Art: gastronomische, geografische, menschliche und insbesondere solche zu meiner Rolle als Freiwillige bei Consciente. Darunter waren Begegnungen und handfeste Gespräche mit ehemaligen Guerilla-Kämpfer*innen, mit Frauen, die täglich unter der Kultur des Machismo leiden, und mit jungen Menschen mit einer schwierigen Vergangenheit – das war nicht immer leicht zu verdauen. Ich hörte diesen Menschen zu, die mir Erfahrungen ihres Lebens anvertrauten, die schwer zu meistern sind und einer entsprechend grossen Aufmerksamkeit verdienen, und fühlte mich ihnen sehr nahe. Ein Lächeln, eine Umarmung und ein fester Blick in die Augen. Aber warum so viele Barrieren, so viele Grenzen? Ich habe sofort gelernt, dass es keine Grenzen gibt. All diese Begegnungen haben mich tief beeindruckt. Angesichts der Ungerechtigkeiten eines dysfunktionalen Systems gibt es Empörung und kritisch denkende junge Menschen voller Energie und guter Absichten, voller Freude und Lebensgefühl. Für meinen Teil habe ich mich bemüht, meinen Aufenthalt zu einem Samenkorn des großen Baumes von Consciente werden zu lassen, der stetig wächst und mit der Zeit Früchte tragen wird.
Ich hatte nun auch allen Grund, mich zu engagieren und dabei zu helfen, ein Zeichen zu setzen im Kampf für sozialen Wandel den Aufbau von Wohlfahrt in der salvadorianischen Gesellschaft. Denn aus dem, was ich erlebte und beobachtete, aber auch aus den Erzählungen junger Menschen wurde mir bewusst, dass meine Hauptaufgabe darin bestehen würde, mit und für die Jugendlichen von Morazán, vor allem jene aus der Umgebung von San Francisco Gotera, zu arbeiten. Nun habe ich diesen Traum verwirklicht: Ich habe ein Projekt ins Leben gerufen, und dank der Unterstützung vieler junger Menschen konnten wir bereits mit der Arbeit beginnen. “Recre/accion” sollte einen Raum bieten für Begegnung und Austausch, für Unterhaltung, Freizeit, Sport und Entspannung, für kreative Aktivitäten und eine Zusammenarbeit, bei der Respekt und Geschlechtergleichstellung höchste Priorität geniessen. Bei all diesen Aktivitäten sollen die Bewusstseinsbildung und die Pflege einer kritischen Sicht auf die soziale Realität, schliesslich auch die Gewaltprävention im Vordergrund stehen. Nach und nach wurde die Idee konkretisiert und in die Praxis umgesetzt. Heute treffen sich jeden Samstag motivierte junge Menschen im Jugendzentrum INJUVE und schlagen Aktivitäten vor. Es erfüllt mich mit einer riesigen Freude! Ein Wassertropfen in einem Ozean, in dem es viele andere Tropfen gibt, die zusammen einen Unterschied machen können.
März: Im März hatte ich die Möglichkeit, als internationale Wahlbeobachterin zu amten, und während dieser Erfahrung erweiterte sich mein Horizont beträchtlich: Orte, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie in El Salvador geben könnte, Natur, Menschen, die in NGOs engagiert sind, politische Parteien, die sich sozial für den Umweltschutz und die Verteidigung der Menschenrechte einsetzen. Ich sah die Bemühung vieler Menschen, ein El Salvador zu schaffen, das für das Wohlergehen seiner gesamten Bevölkerung da ist. Warum dürfen einige so reich sein, während andere nicht genug zu essen haben? Warum ist die Frau immer noch diesem patriarchalischen System unterworfen? Warum gibt es so viel Korruption? Wo bleiben die Rechte der Frauen und Männer, der Jugendlichen, der Mädchen und Jungen? Fragen, die schwierig zu beantworten sind…. Ich entschied, dass ich die Antworten mit der nötigen Zeit finden würde und dass ich sie durch meine Freiwilligenarbeit bei Consciente und vor allem in meinem täglichen Leben mit Freunden und Menschen, die ich getroffen habe, in konkrete Handlungen umsetzen würde.
Es kam der Internationale Frauentag: Als Frau und als Teil des Consciente-Teams gingen wir hin, um auf der Straße Rechte einzufordern und die traurige Realität von Gewalt, Femizid und mangelnder Rücksichtnahme in der Gesellschaft anzuprangern. „Rechte, die nicht verteidigt werden, sind Rechte, die verloren gehen.” Dies gilt jederzeit; es war, ist und wird wichtig sein, sich für diese Rechte einzusetzen, um sie zu erhalten.
April: Ich habe mir den Sonnenuntergang am Strand angesehen. Bei dieser Gelegenheit, angesichts der Schönheit des Meeres und der wilden Natur, bestätigte sich von Neuem die Gewissheit, dass El Salvador ein schönes Land sei – nicht nur wegen seiner Natur, sondern vielmehr wegen der Herzen seiner Bewohner*innen. Ein Freund sagte mir, dass die Menschen hier von Hoffnung und Träumen leben, die sie jeden Tag zu verwirklichen versuchen. Die salvadorianische Bevölkerung, die ich getroffen habe, ist in der Tag großartig; dieses Land hat das Potenzial, aus dem Einfachen, dem Alltäglichen, dem Lokalen etwas Neues und Besseres zu erschaffen. Die meisten Menschen haben täglich viel zu kämpfen, doch sie tun dies mit einem unbändigen Feuer, das nie erlischt.
Ich war stets begeistert, tiefgründige Gespräche mit jungen Leuten zu führen, die schließlich gute Freunde von mir wurden. Sei es während meiner Arbeit im Büro oder der Vorbereitung von Workshops und anderen Aktivitäten, zwischen dem Besuch von Schulen und einer Partie Basketball, während eines Spaziergang in der Natur oder bei einem Lagerfeuer – wir teilen sehr viel miteinander. Niemand kann mir die fröhlichen Gesichter, das Lächeln und das Vertrauen nehmen, das mir jene Kinder, Jugendliche und Erwachsene schenkten, die ich auf meinem Weg kennengelernt habe und die mir so viele Fragen stellten, Witze machten und mir Geheimnisse anvertrauten – ein unvergleichlicher Reichtum.
Mai: Zwischen Italienisch-, Englisch- und Rechtschreibkursen haben wir alle viel gelernt, wir haben viel gelacht, wir haben uns konzentriert, und schliesslich haben wir es geschafft. Einmal mehr wurde mir auch bewusst, wie schwierig es war, die Rolle der Lehrerin zu übernehmen. Es war kein blosser Sprachunterricht, sondern eine Lehre über das Leben selber und ein Teilen unterschiedlicher Lebenswelten. Wir begannen, über teils schwierige und noch immer tabuisierte Themen zu sprechen. Ohne Angst und mit Zuversicht schafften wir es so, uns gegenseitig zu bereichern. Man hört nie auf zu lernen, nie.
Es gibt viele Arbeitsbereiche, die Consciente abdeckt, und das Leitmotiv „für eine kritische und kreative Bildung“ widerspiegelt sich jeden Tag in den Stipendien- und Bildungsprogrammen, dem Projekt “Portal Educativo” (CAL-IMPACT), den Bemühungen und der großartigen Arbeit des Teams und aller Kämpfer*innen für eine bessere Gesellschaft.
Juni: Noch nie in meinem Leben war die Zeit so schnell vorübergegangen. Ich denke, es war eine magische Zeit, in der wir starke Bindungen schufen, hart arbeiteten, Projekte ins Leben riefen, Lächeln pflegten und Träume wahr machten. Es war nicht einfach, sich zu verabschieden. Die Lebenswege trennen sich nach unterschiedlichen Richtungen, doch eines ist sicher: Ich habe meine Familie, meine Freunde, meine Aktivitäten, meine Lieblingsplätze, meinen Raum, mein Zuhause gefunden – und so habe ich einen Teil meines Herzens in El Salvador gelassen. Ich habe mich in die Natur und die Menschen verliebt. Sie fragen mich heutzutage: „Was hat dir an El Salvador am besten gefallen?“ Meine Antwort mag einfach erscheinen, aber sie geht sehr tief: Menschen zu begegnen, mit ihnen zu lernen und zu wachsen und all die wunderbaren Erfahrungen zu teilen – mit den Menschen El Salvadors mit ihren großen, demütigen Herzen. Vielen Dank an alle für dieses unglaubliche Erlebnis!
Ich bin Consciente und dem SCI (Service Civil International) sehr dankbar, dass sie es mir ermöglicht haben, eine so intensive Lebenserfahrung mit einzigartigen Farben und Geschmäckern zu erleben. Und ich bin wirklich fasziniert von der Arbeit, die Consciente weiterhin für das Departement Morazán und seine Bewohner leistet: eine unglaubliche Zusammenarbeit und Koordination zwischen der Schweiz und El Salvador, eine echte Familie! Wie Malala sagt: „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und eine Feder können die Welt verändern.” Bildung ist die einzige Lösung. Los geht’s!
Autorin: Annalia Bodeo, Schweizer SCI-Freiwillige bei Consciente El Salvador, Januar – Juli 2018
Hast du Lust, wie Annalia als Freiwillige nach El Salvador zu gehen? Mehr Informationen findest du hier:
Stadt Bern unterstützt CONSCIENTE-Projekte 2019 – 2022
/in CAL-IMPACT, Deutsch, Evaluation, Forschung, News/von Livia JakobDer Gemeinderat der Stadt Bern hat CONSCIENTE eine Unterstützung von 200’000 CHF über vier Jahre zugesprochen. Das Geld wird in ein innovatives Ausbildungsprojekt in einer der ärmsten Regionen El Salvadors fliessen, das sich dem Problem der erschreckend tiefen Bildungsqualität an öffentlichen Schulen annimmt. Im Rahmen des DEZA-prämierten Pilotprojektes CAL-IMPACT wurden im Schuljahr 2018 bereits 2400 Schulkinder mit neuartigen pädagogischen Methoden und mit Unterstützung von spielerischer Lern-Software in Mathematik unterrichtet. Der Erfolg des Pilotprojektes wird von der Universität Bern wissenschaftlich evaluiert. Mit der finanziellen Unterstützung der Stadt Bern kann das CAL-IMPACT nun verfeinert und nachhaltig weitergeführt werden.
Einblick ins CAL-IMPACT-Projekt:
Untertitel (Deutsch oder Englisch) können auf der rechten Seite eingeschaltet werden.
Weitere Informationen:
Einblick ins CAL-IMPACT-Projekt
/in CAL-IMPACT, Deutsch, Evaluation, Forschung, News/von Martina JakobUnser lokales Team in El Salvador hat ein Video zum CAL-IMPACT-Projekt erstellt – viel Spass dabei!
Untertitel (Deutsch oder Englisch) können auf der rechten Seite eingeschaltet werden.
Weitere Informationen:
6 meses de vida: sembrando proyectos, cultivando sonrisas, estableciendo conexiones, realizando sueños
/in Freiwilligenarbeitsprogramm, Spanisch/von Livia JakobAutora: Annalia Bodeo
Enlace a la versión alemana del artículo (Link zur deutschen Version des Artikels)
Me acuerdo todavía de aquel día en el que me contaron que había un proyecto excelente en El Salvador con jóvenes comprometidos, soñadores para cambiar una parte de la realidad a través de una mejor educación crítica y creativa, y todo esto gracias a una sensibilización y una concientización. Llegó el día anterior de mi viaje. Gran emoción y motivación. En Suiza estaba mi mochila y mi gran gana de ir a la aventura, al descubrimiento de una nueva visión del mundo, al poder compartir, crecer, aprender y dar todo mi saber y mi ser para seguir construyendo el camino de la Fundación Consciente El Salvador y sembrar nuevas semillas.
Me contaron y me siguieron contando de El Salvador… antes de venir aquí realmente no conocía nada de este hermoso país. Me dejé sorprender cada día por lo que es la cultura, la naturaleza, las personas, la comida, los valores, las costumbres, las tradiciones y mucho más.
Enero: Encuentros, novedades, un mundo completamente para descubrir, para vivir, la incorporación al equipo de trabajo Consciente, la sonrisa creciente cada día. El encuentro con muchos jóvenes. Encontré rápido mi lugar, mi hogar, mi familia donde me sentía bien. Gracias a estos jóvenes y a mi persona logré integrarme en seguida en lo que es la realidad de Morazán, descubriendo historia, valores, costumbres y todo lo complejo que puede ser una cultura. Fascinada por poder vivir y realizar esta experiencia estaba bien feliz al poder darle un nuevo sabor a lo que es la antropología que estudié durante mi licenciatura. Gracias a experiencias como estas los horizontes y las fronteras se borran y los ojos aprenden a ver de otra manera la realidad.
Febrero: Siguió el descubrimiento en todos los sentidos: gastronómicos, geográficos, humanos y más en el especifico de mi rol como voluntaria en la Fundación. Encuentros e intercambios fuertes con ex guerrilleros, mujeres sufriendo la cultura del machismo a diario, jóvenes con un pasado difícil. No siempre tan fácil de digerir. Estuve escuchando y sintiéndome tan cercanamente a esta personas confiándome partes de su vida que merecen mucha atención y que son complicadas de superar. Una sonrisa, un abrazo y una mirada fija: los ojos en los ojos. Pero porque tantas barreras, tantas fronteras? Aprendí en seguida que los limites no existen. Todos estos encuentros me impactaron; frente a las injusticias de un sistema que no funciona existe indignación y jóvenes llenos de buenos propósitos, de energía, de alegría, de pensamiento crítico y de consciencia de la vida. Por mi parte hice que mi estancia se convirtiera en una semilla parte del grande árbol Consciente que va creciendo y que florecerá con el tiempo.
Encontré la razón más fuerte por la que podía involucrarme y colaborar, dejar el signo en la lucha de la construcción del bienestar, del cambio social en la sociedad salvadoreña. Así fue: desde lo vivido y lo observado pero también escuchando y analizando los cuentos de jóvenes, tomé consciencia que mi parte principalmente habría sido trabajar con y para los jóvenes de Morazán, en el especifico de la región de San Francisco Gotera. Realicé este sueño: creé un proyecto y gracias al apoyo de muchos jóvenes empezamos a trabajar. Poco a poco la idea se fue concretizando y poniendo en práctica. Recre/acción: un espacio de divertimiento, cooperación, respeto, igualdad de género, socialización, intercambio, relajación, actividades deportivas, lúdicas, creativas con una mirada crítica y consciente sobre la realidad comprendiendo sensibilización y prevención. Hoy estos jóvenes siempre motivados siguen cada sábado en el INJUVE proponiendo actividades y reuniéndose. Me llena de felicidad! Una gota de agua en un océano donde existen muchas otras gotas que reunidas si pueden hacer la diferencia.
Marzo: Tuve la posibilidad de estar de observadora internacional de las elecciones y durante aquella experiencia mis horizontes se abrieron mucho. Lugares que ni sabía que podían existir en El Salvador, naturaleza, personas comprometidas en ONGs, partidos políticos, socialmente activos para la protección del medio ambiente, para las defensas de los derechos humanos. Un esfuerzo para crear un Salvador revitalizado para el bienestar de su gente. Porque algunos se permiten ser tan ricos y otros ni tienen lo suficiente para comer? Porque la mujer sigue siendo sometida por un sistema patriarcal? Porque existe tanta corrupción? Donde se han escondido los derechos de las mujeres, de los hombres, de las y los jóvenes, de las niñas y de los niños? Preguntas difíciles de contestar… decidí que las respuestas las iba a construir con el tiempo necesario y que las iba a convertir en acciones concretas a través de mi voluntariado en Consciente y sobre todo de mi aprendizaje gracias a la vida cotidiana, los amigos, las personas encontradas.
Llegó el día internacional de la mujer: como mujer y como parte del equipo Consciente fuimos para revindicar los derechos en las calles y denunciar la triste realidad de violencia, feminicidios y la baja consideración en la sociedad. “Los derechos que no se defienden, son derechos que se pierden” y esto siempre vale, fue, es y será importante activarse luchado para mantenerlos.
Abril: Fui a ver el atardecer en la playa. En esa ocasión en mis reflexiones contemplando la naturaleza salvaje, la belleza del mar vivi otro momento de confirmación que El Salvador es un país hermoso no solo por lo visible como la naturaleza sino más por el corazón de su gente. Me dijo un amigo que la gente aquí vive de esperanza y de sueños que cada día intenta lograr. Yo digo que la población salvadoreña que he conocido es genial, porque este país tiene un potencial de revolucionar a partir de lo sencillo, de lo cotidiano, de lo local aunque tenga la mayoría que luchar mucho cada día. Pero detrás de esta lucha está una llama encendida, un fuego que no se apaga.
Siempre me dio emoción compartir temas profundos con jóvenes que con el tiempo se volvieron buenos amigos míos… entre un trabajo en la oficina, la preparación de talleres y otras actividades, la visita a escuelas del departamento, entre un juego, unas bromas, un partido de baloncesto, un paseo en la naturaleza, una fogata y otras compartimos mucho. Nadie me puede quitar las tantas risas, las sonrisas, la confianza que me regalaron y aquellos niños, jóvenes y mayores que estuve encontrando durante mi camino haciéndome preguntas, algunos haciéndome bromas y otros confiándome algunos secretos. Un riqueza incomparable.
Mayo: Entre una clase de italiano, de inglés y de ortografía aprendimos todos: mis compañeros y compañeras por la novedad de compartir un momento conmigo y aprender idioma. Nos reímos bastante, nos concentramos y lo logramos. Yo también me di cuenta de cuánto difícil era una vez más tener el papel de docente. No fue sólo un enseñamiento puramente lingüístico, fue un aprendizaje de vida, un compartir desde muchas perspectivas. Nos pusimos a hablar y compartir sobre temas a veces complicados y todavía tabús. Pero sin miedo y con confianza logramos enriquecernos. Nunca se deja de aprender, nunca. Son muchas las áreas de trabajo que cubre Consciente y su emblema “por una educación critica y creativa” se refleja todos los días en los programas de becas, de educación y el proyecto del Portal Educativo, los esfuerzos, el gran trabajo hecho por el equipo y por los luchadores.
Junio: Nunca en mi vida el tiempo ha pasado tan rápido como en esta ocasión. Yo creo que fue un tiempo mágico en el que creamos lazos fuertes, trabajamos duro, sembramos proyectos, cultivamos sonrisas, establecimos conexiones, y realizamos sueños. No fue fácil decir hasta pronto. Los caminos de la vida siguen por distintos lados. Una cosa es cierta: encontré mi familia, mis amigos, mis actividades, mis lugares favoritos, mi espacio, mi casa y es así que dejé una parte de mi corazón en El Salvador. Me enamoré de la naturaleza y de la gente. Me preguntan en estos días “Qué es lo que más le gustó de El Salvador?” Mi respuesta puede parecer sencilla aunque es mucho más profunda en su esencia: conocer, aprender, crecer, compartir con la gente, la gente salvadoreña y su grande corazón humilde. Muchas gracias a todos por esta experiencia tan increíble!
Agradezco mucho a Consciente y el SCI (Servicio Civil Internacional) por haberme permitido vivir una experiencia de vida tan intensa con colores y sabores únicos. Y realmente me fascinó mucho el trabajo que sigue haciendo para el departamento de Morazán y su gente. Una colaboración y coordinación increíble entre Suiza y El Salvador, una verdadera familia! Que sigan así tan humanamente para lograr el objetivo, como dice Malala “Un niño, un profesor, un libro y una pluma pueden cambiar al mundo. La educación es la única solución”. Adelante!
Annalia Bodeo, Voluntaria del SCI en la Fundación Consciente El Salvador, enero – julio 2018.
Te gustaría hacer un voluntariado como Annalia? Aqui hay mas informaciones sobre voluntariados con el SCI:
Projektbericht Juni 2018
/in Deutsch, Projektbericht/von Martina JakobLiebe Freundinnen und Freunde
In den letzten Monaten ist in El Salvador so viel passiert, dass uns kaum je eine Verschnaufpause blieb. Umso wichtiger ist es, hier kurz innezuhalten und eine Zwischenbilanz zu ziehen. In diesem Bericht möchten wir Euch einen kurzen Überblick darüber bieten, was im Projektjahr 2018 schon alles gelaufen ist.
Ein Höhepunkt war sicherlich der Start unseres DEZA-prämierten Projekts „CAL-IMPACT“. 2400 Kinder an 29 Primarschulen nehmen seit Mitte April an Mathematik-Nachhilfeunterricht teil, der auf einem neuartigen Unterrichtskonzept basiert: Interaktives Lernen mit einer Computersoftware wird mit Werkstattunterricht, Gruppenarbeiten und Mathematikspielen kombiniert. Für die Kinder ist das eine ganz neue Erfahrung damit, dass – wie dies einer unserer Lehrer ausdrückt – „Lernen nicht langweilig sein muss!“
Auch in unseren anderen Projekten hat sich viel getan. So konnten wir zu Jahresbeginn fast 40 weitere Stipendien vergeben und ein zweites Wohnheim für Studierende aus abgelegenen Gemeinden eröffnen! Im Rahmen ihrer Sozialstunden haben die nunmehr 86 Stipendiatinnen und Stipendiaten eigene Projektideen entwickelt und sind mit Elan dabei, diese in ihren Gemeinden selbständig umzusetzen. So geben sie ihr Wissen weiter und übernehmen soziale Verantwortung. In unserer neuen Wochenendschule können sie sich ausserdem zu wichtigen gesellschaftlichen Themen wie Gender, Gewalt und Umwelt weiterbilden.
All diese Erfolge sind insbesondere unseren mittlerweile über 50 lokalen Mitarbeitenden in El Salvador zu verdanken, die unsere Arbeit mit viel Herzblut und Talent mitgestalten. Ebenso entscheidend ist jedoch auch Eure Unterstützung: Jede Spende, jeder Tipp und jede weitergeleitete Email macht für uns einen grossen Unterschied. Und da die Verwaltungskosten in der Schweiz weniger als 1% unserer Ausgaben ausmachen, kommen eure Beiträge nahezu vollständig in El Salvador an und bieten dort Kindern und Jugendlichen eine Chance auf gute Bildung und einen Ausweg aus der Armut.
Herzlichen Dank für alles und liebe Grüsse aus Bern,
Tina
Überblick Projektbericht Juni 2018
BILDUNGSINNOVATION | Lernen muss nicht langweilig seinNach dem Gewinn des Impact Awards der DEZA für unser Projekt „CAL‐IMPACT“ begann im April für 2’400 Schulkinder der zusätzliche Mathematikunterricht. Mit einem innovativen didaktischen Konzept, das individuelles Lernen am Computer mit Spielen und Gruppenarbeiten verbindet, soll das Bildungsniveau an öffentlichen Schulen verbessert werden
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„Lernen muss nicht langweilig sein“: Start eines vielversprechenden Bildungsprojekts
/in Bildungsprogramm, CAL-IMPACT, Deutsch, Forschung, News/von Martina JakobAls die Kinder der dritten Klasse der Schule „Caserio el Chupadero“ zum ersten Mal am Computer arbeiten dürfen…
„Una luz de esperanza para la educación en Morazán“– Experiencia del maestro Luis Alonzo
/in Spanisch/von Martina JakobLuis Alonzo Solís Andrade, maestro del Portal Educativo
Como seres humanos miembros de una sociedad, tenemos un compromiso muy grande por los niños, niñas y jóvenes, ya que son las futuras generaciones que estarán al mando de nuestro país, por lo tanto es importante brindar las mejores oportunidades para su desarrollo personal que a la vez lo veremos reflejado en nuestra sociedad. La educación es la mejor arma para poder cambiar un país que se ve envuelto en problemas, es la base fundamental para poder proponer y buscar soluciones, y si está en nuestras manos poner un granito de arena para esta mejora ¿Por qué no hacerlo?, no importa que tanto hay que trabajar, o a cuantos involucrar, lo que esperamos es tener un buen resultado y sentirnos satisfechos de que no nos quedamos de brazos cruzados, y que tampoco lo hicimos para ganarnos un mérito, sino porque creemos que en cada niño o niña hay algo muy grande que hay que hacer crecer, para ver eso grandes frutos en un mañana. Este pensamiento lo he adquirido desde el momento que fui parte del equipo de la Fundación Consciente El Salvador, porque han logrado que no solo piense en mí, sino también en los demás, ya que actuando podemos hacer grandes cosas.
Ha sido una gran experiencia, la cual comenzó cuando aplique para formar parte de esta familia, siendo un proceso largo de espera, recibí esa llamada en la que me confirmaban que sería parte del equipo de docentes. Todo inició con las capacitaciones, que en un inicio esperábamos serian aburridas y que lo único que nos darían era información y más información. Pero la sorpresa fue para nosotros, ya que las “capacitaciones” eran una especie de convivios en el que compartíamos, nos divertíamos y aprendíamos muchas cosas.
Una vez se nos dijo, que para Consciente, lo importante era la socialización, esa capacidad de relacionarnos con otros, antes que los conocimientos que poseíamos, porque nuestra forma de ser, pensar y actuar la forjamos desde nuestra infancia y es nuestra carta de presentación, mientras que los conocimientos se aprenden formándonos en ello. De esta manera, la unidad y el trabajo en equipo se volvieron parte nuestra.
A medida pasaba este proceso, sabíamos que la visión de la fundación era grande, y que aparte del esfuerzo humano, la inversión que se ha hecho, solo demuestra el amor y el interés por el prójimo, sobre todo porque va inmerso la innovación, al incluir la tecnología como recurso para el aprendizaje, una herramienta de la cual se puede sacar el mejor provecho. Sin duda alguna, aprendí mucho durante esta etapa, aparte de que reforzamos aquellos conocimientos de matemática, aprendimos a ser uno, y a considerar que todos somos iguales y que cada uno de nosotros podemos apoyar aunque sea poco, pero eso poco será inmenso con la ayuda de todos.
Estos pocos días que hemos estado en las escuelas, hemos visto lo agradecidos que están los miembros de la comunidad educativa (docentes, estudiantes y padres y madres de familia), porque ven esa luz de oportunidad en el proyecto. Ahora que soy parte del equipo Consciente, he notado el compromiso que he adquirido, y no solo con la fundación, sino con los estudiantes, ya que cada día llegan con entusiasmo por saber que aprenderán algo nuevo, además de considerar que una computadora puede ser bien utilizada si se usa como recurso de aprendizaje.
He adquirido dos aprendizajes en estos pocos días de estadía en la escuela, ya que estoy a cargo de los grupos que usan computadora y los que no: en primer lugar a los estudiantes les fascina la idea de salir de lo común, y el uso de la plataforma es algo motivante para ellos; y en segundo lugar que el aprendizaje no tiene que ser aburrido, mientras más nos divirtamos aprendiendo, mejores resultados se obtendrán. Los niños y niñas son sinceros y expresan lo que sienten, una frase que no olvidaré es “…hoy la clase estuvo divertida, ¡ni hemos sentido el tiempo, y hemos aprendido mucho!”, esto demuestra que las cosas van bien, y nos impulsa a dar siempre lo mejor de nosotros.
Ser parte de la fundación Consciente, ha permitido tener otra visión de la educación, no somos maestros solo por un sueldo, sino porque tenemos ese compromiso social, y con este proyecto esto será efectivo. Es un gran beneficio que la fundación está haciendo con el sistema educativo, está siendo esa luz, para que las autoridades tomen conciencia que la educación debe ser prioridad, y que para salir de los problemas, hay que comenzar por identificar esas deficiencias, y tomar acción. Hoy comenzamos con el departamento de Morazán, pero la visión va más allá de eso, porque nuestro país entero necesita que se le brinde igualdad de oportunidades en el acceso a la educación y que esta sea de calidad.
Somos parte del Portal Educativo Consciente, y está en nuestras manos lograr que el proyecto sea efectivo, tenemos esa esperanza y motivación, y sé que nos esperan muchas otras experiencias de la cual iremos aprendiendo. Estoy seguro que al igual que los que tuvieron la idea de echar a andar al proyecto, nosotros también nos sentiremos orgullosos de los buenos resultados, porque hemos puesto nuestro esfuerzo ante una gran oportunidad para los niños, niñas y jóvenes de El Salvador.