Erfahrungsbericht von Glenda, ehemalige Consciente-Stipendiatin
Autorin: Glenda,
Übersetzung: Sales Hollinger
Im Jahr 2015 erhielt ich von der Stiftung Consciente El Salvador ein bezahltes Universitätsstipendium zugesprochen. Dies war meine einzige Geldquelle, um mein Studium zu finanzieren, und so fokussierte ich mich vollständig darauf, das Studium erfolgreich zu meistern. Ich spürte eine Verpflichtung nicht nur gegenüber Consciente, sondern auch mir selber: Ich wollte studieren, um eines Tages ein proaktiver Teil des gesellschaftlichen Wandels in meinem Departement zu werden.
Als ich erfuhr, dass mein Stipendienantrag bewilligt worden war, verspürte ich grosse Begeisterung – ein Traum ging in Erfüllung. Meine Mutter und Geschwister halfen mir umgehend dabei, die nächsten Schritte in die Wege zu leiten. Ich durfte diese grossartige Chance nicht verpassen, denn meine Familie würde niemals in der Lage sein, von dem winzigen Einkommen auch nur ansatzweise ein Universitätsstudium zu finanzieren. Ich spürte die Erwartung und die grosse Verantwortung, die mit dieser Möglichkeit einherging.
Dank all der wohlwollenden Menschen, die mir dieses Stipendium ermöglichten, eröffneten sich mir nun Türen, die für die Mehrzahl meiner Schulkolleg*innen verschlossen bleiben würden. Ich entschied mich für das Studium als Sprachlehrerin für die Oberstufe und das Gymnasium. Als einzige Gegenleistung für das Stipendium musste ich jährlich 180 Sozialstunden leisten, und so unterrichtete ich nebenbei im Centro Escolar Cantón San José in Gotera. Dort bot ich Kurse in Kalligrafie und Rechtschreibung an und versuchte, die Kunst des Lesens und des Schreibens auf spielerische Weise zu vermitteln – eine innovative Form der Bildung, die für viele völlig ungewohnt war.
Mein erstes Studienjahr war ziemlich anspruchsvoll, da für mich alles neu war während dieser Phase. In einigen Fächern verstand ich nicht sehr viel, doch die Menschen von Consciente waren stets da und unterstützten mich, wo es ging – unser gemeinsames Ziel war es, irgendwie durchzukommen. Das zweite Jahr stand im Zeichen eines Hochschulaustauschs, in dessen Rahmen wir Universitäten umliegender Länder besuchten, um deren Kultur und Unterrichtsformen kennenzulernen. Daneben durfte ich an mehreren Consciente-Workshops teilnehmen und mein Wissen in gesellschaftlich relevanten Bereichen vertiefen.
Im dritten Jahr stand mit den Unterrichtspraktika die wichtigste Phase des Studiums an. Ich absolvierte sie am Instituto Nacional in Gotera. Der direkte Umgang mit Studierenden bildet einen grundlegenden Teil der Ausbildung zur Lehrtätigkeit und war zugleich aufregend und anspruchsvoll.
Ende Dezember letzten Jahres hatte ich die Kurse bereits alle absolviert, und es blieb mir nur noch eine Prüfung (ECAP) zu bestehen. Gesagt, getan – schliesslich wurde mir an der Abschlussfeier mein Diplom überreicht.
Ohne die Hilfe von Consciente hätte ich es nie geschafft, so weit zu kommen. Sie haben mir ihr Vertrauen geschenkt und ich habe sie nicht enttäuscht. Nun fühle ich mich umso mehr verpflichtet, meinerseits einen Beitrag zur Ausbildung eines jeden Kindes zu leisten. Ich bin jetzt eine ausgebildete Fachfrau und verspüre eine grosse Zufriedenheit und Handlungsfähigkeit. Vor allem aber bin ich Gott und der Stiftung Consciente sehr dankbar. Nun möchte ich weiterhin vorwärtskommen und das Beste aus meiner künftigen Arbeit herausholen.
Bereits während der Lehrpraktika begann ich, das erworbene Wissen in die Praxis umzusetzen. Unterdessen bin ich voll und ganz ins Berufsleben eingestiegen und sehr glückliche bei meiner Arbeit. Denn das klein wenig Wissen, das in den Kindern täglich beibringen kann, hat in der Summe eine grosse Auswirkung. Zurzeit arbeite ich mit Consciente daran, durch kreative Lernmethoden die Qualität der Bildung fortlaufend zu verbessern. Diese Arbeit ist sehr produktiv und befriedigend.
Consciente besteht aus lauter engagierten Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen: die Qualität und den Zugang zu Bildung zu verbessern. Wenn ich an den Unterschied denke, der das Stipendium für meine eigene berufliche Laufbahn bedeutet, verspüre ich eine tiefe Dankbarkeit gegenüber allen Spenderinnen und Spendern. Wo ich lebe, gibt es wegen der mangelnden finanziellen Ressourcen kaum Menschen mit einer festen Stelle, denn dafür bedarf es fast immer eines Hochschulabschlusses.
Inzwischen bin ich ein Mensch geworden, der sich dank der vielen guten Vorbilder in das soziale Engagement verliebt hat. Deshalb versuche ich alles, um die gesellschaftlichen Verhältnisse irgendwie zu verbessern. In meiner Gemeinde bewundern mich viele dafür, dass ich diese Gelegenheit gepackt habe. Aber gleichzeitig bin ich auch ein Ansporn für die junge Generation, ihre Träume ebenfalls zielbewusst zu verfolgen und nie aufzugeben. Es beeindrucken sie die kleinen Schritte und die grossen Opfer, die ich hinter mir habe. Ich fühle gegenüber meiner Gemeinde eine grosse Bescheidenheit und setze mich Tag für Tag mit Leidenschaft dafür ein, die Bedingungen der Menschen hier zu verbessern.
Stipendienprogramm – so funktioniert’s:
Im Stipendienprogramm von Consciente ermöglichen Menschen aus der Schweiz und Deutschland engagierten Jugendlichen aus armen Verhältnissen im Departement Morazán eine technische oder universitäre Ausbildung.
Finanzielle Unterstützung: Das Stipendium in Schweizer Franken entspricht dem Betrag in US-Dollar, den die Jugendlichen monatlich ausbezahlt bekommen.
Soziales Engagement: Die Stipendiatinnen und Stipendiaten leisten jährlich 100-180 Sozialstunden in einem der Projekte von Consciente oder in einem eigenen Projekt in ihren Gemeinden.
Briefkontakt: Bei einem persönlichen Stipendium besteht die Möglichkeit, mit der zugeteilten Person regelmässigen Briefkontakt zu pflegen.
Consciente-Stipendien
- Stipendien für technische oder akademische Ausbildung
80-150 CHF pro Monat
Dauer: 2-6 Jahre (Medizin: 8 Jahre)
- Teilstipendien
25-75 CHF pro Monat
Dauer: 2-6 Jahre