Erfahrungsbericht von Kevin, Consciente-Stipendiat
Autor: Kevin,
Übersetzung: Sales Hollinger
Guten Tag, ich heisse Kevin, bin 20 Jahre alt und wohne in einem Dorf namens Gualococti im Departement Morazán. Ich studiere Medizin an der nationalen Universität von El Salvador und schliesse demnächst mein erstes Jahr ab.
Ich bin der drittälteste Sohn und lebe zusammen mit meiner alleinstehenden Mutter, meinen Grosseltern und zwei Brüdern. Meine Familie hat ein sehr geringes Einkommen: Der Grossvater ist Landwirt, die Grossmutter ist Hausfrau und meine Mutter arbeitet bei einer Reinigungsfirma. Obwohl sie fast nichts verdient, gibt sie sich grosse Mühe, uns finanziell über Wasser zu halten, während meine Brüder und ich unsere Ausbildungen absolvieren. Auch wenn wir manchmal Schwierigkeiten haben, sind wir sehr fleissige Schüler. Ich liebe meine Familie – deshalb bemühe ich mich, jeden Tag besser zu werden, damit sie eines Tages stolz auf mich sein können.
Trotz der Corona-Pandemie lief es mir im Studium bisher rund. Der Präsenzunterricht fiel aus und wir folgten den Lektionen online, was nicht immer einfach war. Denn wegen der Winterstürme war der Internetempfang teilweise beeinträchtigt, und manchmal waren die Lernplattformen nicht zugänglich. Dies warf uns zurück und erschwerte unseren Lernprozess, doch trotz allem erzielte ich gute Noten und bestand sämtliche Prüfungen. Ich bin sehr glücklich darüber, die ersten beiden Semester erfolgreich absolviert zu haben, und bereite mich nun voller Vorfreude aufs nächste Jahr vor.
Mit Consciente habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Sie organisierten für uns einen Umweltworkshop, damit wir uns besser kennenlernen, gemeinsam eine gute Zeit verbringen und natürlich etwas über das Thema Umwelt lernen können und wie sie gepflegt und geschützt werden kann. Im praktischen Teil des Workshops durften wir bei uns zuhause Gemüse zum Eigengebrauch anpflanzen. Dabei lernte ich viel über die Funktionsweise der Natur. Nun bin ich daran, meine Sozialstunden zu leisten. Im Februar dachte ich noch, dass ich diese in einer öffentlichen Klinik absolvieren würde – ich hatte bereits alles in die Wege geleitet. Doch aufgrund der besonderen Situation wurde daraus nichts. Stattdessen schlug uns Consciente zwei Projekte vor, in denen wir uns gemeinnützig betätigen und unsere Sozialstunden leisten konnten: Eines davon war eine Aufräumaktion und das andere ein Permakulturprojekt. Ich mache bei letzterem mit. Consciente besorgte uns die Samen und wir säten diese selber aus. Sobald die Wurzeln lang genug sind, pflanze ich die Setzlinge dann in den Boden, den ich dafür aber erst noch entsprechend aufbereiten muss. Nun ist bereits Sommer und es wird anspruchsvoll sein, sie zum Blühen zu bringen. Ich hoffe, dass mir das gelingt und ich eine ergiebige Ernte haben werde.
In diesem Jahr durfte ich viele neue Erfahrungen sammeln und wunderbare Momente mit meinen Studienkollegen, anderen Stipendiatinnen und dem Consciente-Team teilen. Dabei habe ich mehr über die Natur und über mein Fachgebiet, die Medizin, gelernt und ein erfolgreiches Studienjahr absolviert. Ich bin ihnen allen sehr dankbar dafür.
Stipendienprogramm – so funktioniert’s:
Im Stipendienprogramm von Consciente ermöglichen Menschen aus der Schweiz und Deutschland engagierten Jugendlichen aus armen Verhältnissen im Departement Morazán eine technische oder universitäre Ausbildung.
Finanzielle Unterstützung: Den monatlich bezahlten Betrag in Schweizer Franken erhalten die Jugendlichen in US-Dollar (Verhältnis 1:1) ausbezahlt.
Soziales Engagement: Die Stipendiatinnen und Stipendiaten leisten jährlich 100-180 Sozialstunden in einem der Projekte von Consciente oder in einem eigenen gemeinnützigen Projekt in ihren Gemeinden.
Briefkontakt: Bei einem persönlichen Stipendium besteht die Möglichkeit, mit der zugeteilten Person regelmässigen Briefkontakt zu pflegen.
Stipendien
- Volles Stipendium für technische oder akademische Ausbildung
100-160 CHF pro Monat
Dauer: 2-6 Jahre (Medizin: 8 Jahre)
- Teilstipendien
25-95 CHF pro Monat
Dauer: 2-6 Jahre